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Inspiriertes Interaktionsdesign

Alexander Reiberger.
Blog

Wie macht man das perfekte Online-Formular, das jeder gern ausfüllt? Wie designt man eine umfangreiche Online-Applikation oder eine Smartphone App, die häufig und fehlerfrei genutzt wird und der Benutzer auch noch Spaß dabei hat? Wie bringt man Besucher eines Onlineshops dazu, ohne zu zögern die Produkte zu konfigurieren und zu kaufen?

Diese Fragen oberflächlich zu beantworten ist leicht: Die User Experience muss passen und das Interaktionsdesign muss durchdacht und ‚persuasive‘ sein. Ganz einfach

Aber wie gelingt einem das?

Mit einem eingespielten Team und einem Quäntchen … INSPIRATION!

Vom Briefing bis zur Umsetzung

Als Agentur bekommt man zu Beginn einer derartigen Aufgabe entweder ein mehr oder weniger ausführliches Briefing, manchmal schon mit Ideen zu notwendigen Feldern und Abläufen, oder es existiert ein „Vorgängermodell“, das optimiert werden soll.

All diese Vorgaben sollten konstruktiv in Frage gestellt werden. Man muss sich zunächst darauf konzentrieren, die Zielsetzung, die Zielgruppe und den dahinterliegenden Geschäftsprozess zu verstehen. Das ist (z.B. bei einem Online-Rechner für eine Lebensversicherung) manchmal nicht so einfach und es ist eine Tätigkeit, mit der sich viele Top-Designer im engeren Sinn nicht auseinandersetzen wollen (und ab einem gewissen Detailgrad auch nicht sollen). Das geeignete Berufsbild dafür ist der „Konzepter“ oder der Interaktionsdesigner im weiteren Sinn. Der Konzepter setzt sich mit den Fachleuten des Auftraggebers zusammen, vielleicht im Rahmen eines Workshops, und stellt Fragen wie:

  • Ist diese Abfrage wirklich notwendig?
  • Welche Abhängigkeiten gibt es zwischen den erforderlichen Eingaben? Warum muss es die Abhängigkeit X geben?
  • Gibt es einen Grund, warum dieser Prozess-Schritt vor dem anderen stehen muss?
  • Ergibt sich die Eingabe X nicht ohnehin automatisch durch die Eingabe Y
  • usw.

Darüber hinaus werden die wichtigsten Zielgruppen und Usecases bestimmt. Außerdem werden ggf. verfügbare Webanalyse-Ergebnisse des „Vorgängermodells“ wie Churnpunkte und durchschnittliche Verweildauern analysiert. Wenn sinnvoll wird auch eine Best-Practice-Studie durchgeführt.

Erst danach beginnt der Konzepter zu scribbeln und bringt seine Vorstellung der optimalen Applikation – meistens in Form eines Wireframe-Klickdummies – „zu Papier“. Diese Scribbles werden schon im Rohzustand mit dem Designer und dem Entwickler diskutiert. Dabei kann es vorkommen, dass ein Konzept über den Haufen geworfen und von Vorne begonnen wird.

Auf Basis der detaillierten Wireframes gestaltet der Designer die Applikation. Oft ergibt sich in dieser Phase noch eine leichte Konzeptänderung, weil der Designer mit einer gestalterischen Idee z.B. eine Vereinfachung des Ablaufs erreicht. Mehrmals finden Abstimmungen mit den Entwicklern zur technischen Feasibilty statt, die ebenfalls Optimierungsvorschläge einbringen.

Je nach Größe und Bedeutung der Applikation (und Budget des Auftraggebers) werden noch vor dem Beginn der technischen Umsetzung Usability-Tests, meist auf Basis eines gestalteten und teil-funktionalen Klickdummys, durchgeführt.

Teamwork und Inspiration

Der wichtigste Erfolgsfaktor in diesem Ablauf ist solides Teamwork. Entscheidend ist das reibungsvolle Zusammenspiel zwischen den Disziplinen. Die unterschiedlichen Perspektiven und Prioritäten von Konzepter, Designer und Entwickler müssen aufeinanderprallen, damit ein optimales Ergebnis zustande kommt. Allerdings kann das ‚in time‘ und ‚in budget‘ nur mit einem eingespielten Team funktionieren, in dem die fachliche Diskussion effizient und auf Basis von gemeinsamen Grundlagen und Erfahrungen stattfinden kann.

Im Zuge dieses Ablaufs entstehen häufig Lösungen, die ich als „INSPIRIERT“ bezeichnen möchte, weil sie nicht durch reine Ausübung des Handwerks und das Befolgen von UX Regeln entstehen. Oft ist es der Konzepter, der nach langer Analyse plötzlich eine geniale Eingebung hat oder es entsteht eine völlig neue Idee im gemeinsamen Meeting aller Disziplinen: es macht Klick und die Lösung ist mit einem Schlag nicht nur gut, sondern sehr gut.